“Ans Bett gekettet”: “In aller Freundschaft”-Star saß 18 Monate im DDR-Knast
Seit der ersten Folge der ARD-Erfolgsserie “In aller Freundschaft – Die jungen Ärzte” ist er dabei: Horst Günter Marx spielt Wolfgang Berger. Was nur wenige wissen: In den 80er-Jahren saß er anderthalb Jahre lang in einem DDR-Gefängnis.
“In aller Freundschaft”-Star über dramatische Zeit im DDR-Gefängnis
Einem Millionen-Publikum ist er seit gut zehn Jahren als Wolfgang Berger bekannt: In der ARD-Erfolgsserie “In aller Freundschaft – Die jungen Ärzte” spielt Horst Günter Marx den kaufmännischen Leiter des Johannes-Thal-Klinikums in Erfurt.
Was viele nicht ahnen: Der 69-jährige Schauspieler blickt auf ein dramatisches Kapitel in seinem Leben zurück. Mitte der 80er-Jahre saß Marx 18 Monate lang in der DDR im Gefängnis. In einem Interview mit dem Portal “t-online” sprach er kürzlich über diese traumatische Zeit.
Horst Günter Marx: “Nachts um 23 Uhr haben sie mich abgeholt”
Er habe 1984 mit einigen anderen Leuten die DDR verlassen wollen und einen Ausreiseantrag gestellt. Daraufhin sei ihnen ein “Zusammenschluss zur Verfolgung gesetzeswidriger Ziele vorgeworfen worden”. Verhaftungen hätten damals als Abschreckung gedient, erinnerte Marx sich.
Bei ihm erfolgte die Verhaftung “bei Nacht und Nebel”. “Ich war gerade vom Theater nach Hause gekommen. Nachts um 23 Uhr haben sie mich abgeholt – mit der typischen Aufforderung ‘Zur Klärung eines Sachverhalts’.” Zwei Stunden lang sei man mit ihm durch die Nacht gefahren, bis er um 2 Uhr im Gefängnis gelandet sei.
Es folgten vier Monate Untersuchungshaft. Dann sei es zur Gerichtsverhandlung gekommen.
Eine reine Rechtsbeugung. Man konnte sagen, was man wollte, man hatte keine Chance, da wieder rauszukommen.
In einer Einzelzelle wurde er im DDR-Gefängnis ans Bett gekettet
Das, was in der Anklageschrift stand, sei einfach als Urteil formuliert worden. Die Zeit im Gefängnis habe sich dann angefühlt wie bei der Armee. Er habe in einem Metallwaren-Werk gearbeitet: “Man war kaserniert, eigentlich eingesperrt, ist zur Arbeit gefahren und hat gehofft, dass man irgendwann ausreisen kann.”
Nichts sei für ihn in dieser Zeit schlimmer gewesen als der Gedanke an die DDR, er habe nie mehr zurückgewollt. Als er durch die psychische Belastung eines Tages “völlig zusammengebrochen” sei, wurde seine Situation noch dramatischer:
Sie haben mich daraufhin in eine Einzelzelle gesperrt und mich mit den Händen und Füßen ans Bett gekettet. Sie nannten es Isolation, aber es war Folter.
Drei Tage lang sei er angekettet gewesen. Zwei Wochen später sei er aus dem Gefängnis entlassen worden, allerdings in die DDR – genau das, was er befürchtet hatte. Nach weiteren drei Monaten durfte er dann endlich ausreisen.
Warum Horst Günter Marx seine Zeit im DDR-Gefängnis heute auch positiv sieht
Trotz all dieser dramatischen Erfahrungen kann Horst Günter Marx dieser Zeit heute auch etwas Positives abgewinnen: Er sei im DDR-Gefängnis zu einem “gewachsenen Mann” geworden.
Die Erfahrungen haben ihn als Mensch einfach stabiler werden lassen: “Man denkt immer: Schlimmer kann es gar nicht kommen. Man ist dem Leben gegenüber dankbarer – für alles Schöne, was einem passiert.”