Hans Sigl liest in Stuttgart: So denkt der „Bergdoktor“ über Weihnachten – und Schoko-Nikoläuse im Oktober

Hans Sigl, der im ZDF den „Bergdoktor“ spielt, kommt am 15. Dezember mit seinem Leseabend „Weiße Weihnacht“ in die Liederhalle. Im Interview kritisiert er die Industrie zum Fest.

Gerade dreht der Schauspieler Hans Sigl noch die 19. Staffel der ZDF-Erfolgsserie „Der Bergdoktor“. Wenn er damit fertig ist, geht er auf eine vorweihnachtliche Lesetournee, die ihn auch in den Hegelsaal der Stuttgarter Liederhalle führen wird. Schoko-Nikoläuse ab Anfang Oktober hält er für den Ausweis einer „gezüchteten Maschinerie“ rund um Weihnachten. Der will er mit Humor begegnen – und gleichzeitig weiterhin den „Bergdoktor“ verkörpern.

Der Bergdoktor Staffel 18 Outtakes Teil 1 - YouTube

Herr Sigl, das alte Gedicht „Geschichte vom Lametta“, das Sie bei Ihrer Weihnachtslesung vortragen werden, brachte den Stress einer Inszenierung für andere schon damals ganz gut auf den Punkt. Inzwischen hat man das Gefühl, dass jedes Jahr mehr über Stress, Konsumpflicht und andere Begleiterscheinungen des Fests geklagt wird. Können Sie dem etwas entgegensetzen und wenn ja was?

Ich gehe die ganze Sache mit Humor an und hole das Publikum ab, indem ich beispielsweise frage, wann der erste Spekulatius gekauft und der Adventskalender zusammengestellt wurde. Wo sitzen die, die im September schon alles fertig haben, wo halten sich die Oktober-Leute auf? Das versuche ich, spielerisch herauszuarbeiten. Ich beginne den Abend mit einem klassischen Text von Hans Christian Andersen, gleich darauf kommt ein KI-generierter Text zum Thema Weihnachten: Dabei wird ersichtlich, wo das Spannungsfeld ist, in dem wir uns alle befinden, um dann am 24. Dezember das Fest so zu erleben, dass wir alle mit unseren Handys dastehen, um dann den Rest des Jahres den Christbaum aus tausend Perspektiven betrachten zu können.

Spielt es bei Ihrer vorweihnachtlichen Lesung eine Rolle, dass Ihre Fernsehrolle des „Bergdoktors“ Behaglichkeit und Verlässlichkeit verbreitet, also Zustände, die sich viele Leute auch von Weihnachten wünschen?

Das müssten Sie das Publikum fragen. Aber ich erlebe immer wieder, dass bei Passanten, die mich erkennen, ein fast schon zwei Jahrzehnte dauerndes Fernsehglück in ihre Augen tritt. Die Leute lassen uns donnerstags in ihr Wohnzimmer, sie sind mit uns gewachsen und älter geworden. Ich kann mir vorstellen, dass eine Weihnachtslesung mit dem Schauspieler, der den „Bergdoktor“ verkörpert, eher funktioniert, als wenn es ein Krimi-Kommissar auf der Bühne mit behaglichen Texten versuchen würde. Mit dem „Bergdoktor“ verbinden mich nun mal die meisten Menschen, weniger mit dem Kabarettisten.

In der Ankündigung des Veranstalters steht, dass sie einen Pianisten und zwei Perkussionistinnen mitbringen. Warum?

Terminlich kann an den meisten Abenden eine der beiden Perkussionistinnen nicht, deshalb sind zwei im Ensemble, aber es tritt jeweils nur eine auf. Sie wechseln sich ab. Bei manchen Terminen sitzt eine Pianistin am Flügel, bei manchen an der Orgel. Bei anderen Terminen ist ein Jazztrio dabei, das unter anderem „Driving Home For Christmas“ spielt.